Sonntag, 8. Oktober 2017

Glaubensgeschichten + Weltstillwoche



Stillende Madonna - Bernardo Cavallino


Gott hat uns so erschaffen und sich das für die kleinen Kinder ausgedacht.
Und der muss ja wissen, was gut und richtig ist.


So erzählt der 17. Sonntag nach Trinitatis Glaubensgeschichten. Biblische, aber auch ganz moderne. Auch als Evangelische Familie war es schön zu sehen, dass Oberhaupt der katholischen Kirche, obwohl es für ihn sicher am befremdlichsten ist, da er selbst ja eben keine eigenen Kinder haben darf, zu sagen "Ihr Mütter, gebt euren Kindern Milch, jetzt gleich, wenn sie Hunger haben, gebt ihnen Milch. Danken wir dem Herrn für das Geschenk der Milch". und zu einem Späteren Zeitpunkt: "Der Gottesdienst ist etwas lang, jemand weint, weil er Hunger hat. Wenn es so ist, ihr Mütter, gebt die Brust, ohne Angst, so wie die Jungfrau Maria Jesus die Brust gegeben hat."
Auch wir selbst haben diese Erfahrung schon gemacht, wenn wir bei Beerdigungen hinten in der katholischen Kiche oder auf dem Friedhof dezent stillen mussten.

Warum glauben nur so viele, dass das falsch sei? Warum ist das für viele nur so schwieig? Warum nennen sie es gar "Widernatürlich"? Auch wenn sie auf Zeitschriften, im Fernsehen, Internet oder am Strand viel mehr nackte Haut sehen und das dann oft sogar noch gut finden?

Beim Stillen entblößt man ja nicht die ganze Brust, nicht ewig lange, der Kopf des Kindes verdeckt die Sicht und meist verdeckt die moderne Stillkleidung den Rest. Aber allein zu wissen, was da vor sich geht scheint vielen schon zu genügen. Doch Stillen ist wichtig und richtig und notwendig. Auch wenn es Ersatz dafür gibt, so ist der Ersatz doch nicht das Orginal.

Zu biblischen Zeiten stillte man in Israel ein Kind zweieinhalb bis drei Jahre oder noch länger. Aus der Bibel geht hervor, daß Sara, die betagte Frau Abrahams, ihren Sohn erst abstillte, als er fünf Jahre alt war. Das war normal, aber auch (über)lebensnotwendig. Bei anderen Völkern wurden die Kinder noch länger gestillt. Säugetiere im natürlichen Umfeld Stillen ihre Jungen bis ihnen die Milchzähne ausfallen, so wurden sie erschaffen und wir auch.

Bei uns hier in Mitteleuropa war das früher auch nicht wirklich anders. Bis vor dem zweiten Weltkrieg war es Gang und Gebe bis zwei oder drei, oft auch vier Jahre zu Stillen. Die Mütter, die nicht arbeiten mussten sowieso; und die Mutter, die arbeiten mussten stillten eben davon und danach und meist auch Nachts. Das Wissen ums Stillen ging dann aber innerhalb von nur zwei Generationen fast verlohren dank der Einführung von Ersatzmilch und deren einprägsamer und nachvollziehbar erscheinende Werbung. Heute ist man es schlicht und einfach nicht mehr gewöhnt Frauen Stillen zu sehen; vor allem nicht in der Öffentlichkeit. Ich selbst habe bis zu meinem ersten Stilltreffen (als mein Sohn 6 Monate alt war) noch nie eine Frau stillen sehen. Immerhin wusste ich, dass meine Mutter (geb. 1941) mich gestillt hatte. Meine Oma (geb 1906) hatte jedes ihrer fünf Kinde gestillt, mehr oder weniger intensiv und häufig, da sie bei den letzten 3 Jobs hatte um als Alleinverdiener die Kinder durchzubekommen… Mein Schwiegervater (geb. 1945) war immer sehr stolz drauf, dass er länge als zwei Jahre gestillt wurde.

Doch wer weiß das heute noch? Wie lange man selbst, oder die Eltern, Großeltern usw. gestillt wurden. Warum sicherlich viele nicht gestillt wurden. Warum war es für meinen Vater, der nachweislich (durch ältere Geschwister) selbst bis ins Kleinkindesalter gestillt wurde anfangs so verdammt schwer, mich stillen zu sehen? Und vor allem nicht nur zuhause ein Neugeborenes, sondern immer und überall von Geburt an bis zum zweiten Geburtstag? (Wir stillen immer noch, aber selten noch unterwegs. Allerdings fast jeden Sonntag während der Predigt 🙈🙈🙈 da hat sie immer am meisten "Hunger“) Mein Vater war es nicht gewöhnt überhaupt jemanden Stillen zu sehen. Er wusste auch nicht, dass die Milch „nützlich“ ist, er dachte wirklich, Tee würde den selben Effekt haben… bis ich ihn fragte, ob er vielleicht auch mal 6 Monate lang nur Tee trinken möchte? Er bräuchte ja doch viel mehr! Ja, genau. Meine Kinder auch: mehr Nährstoffe, eine einzigartige Vielzahl an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen, Enzymen und Immunoglobulinen, die sich sogar an Alter und Gesundeitszustand des Kindes anpassen, schmerzlindernd wirken, mit Antikörpern ganz natürlich "impfen" und immer die richtige Temperatur haben. Ganz zu schweigen von Nähe, Liebe und Bindung, wenn das Kind sich so richtig an die Mama kuscheln kann.

Von deines Vaters Gott werde dir geholfen, und von dem Allmächtigen seist du gesegnet mit Segen oben vom Himmel herab, mit Segen von der Flut, die drunten liegt, mit Segen der Brüste und des Mutterleibes.
1.Mose 49,25

Klar kann Bindung auch auf andere Weise zustandekommen, was wir ja auch bei jedem Papa sehen können, doch diese einzigartige Bindung zwischen stillender Mutter und einem säugenden Kind hat Gott nicht nur als eine der besten und sinvollsten "Nahrungsaufnahmen" geschaffen, sondern auch als Schutz, Trost und Segen.

Du hast mich aus meiner Mutter Leibe gezogen; du ließest mich geborgen sein an der Brust meiner Mutter.
Auf dich bin ich geworfen von Mutterleib an, du bist mein Gott von meiner Mutter Schoß an.
Psalm 22, 10-11 
Stillen als beste Ernährung für einen Säugling - so die WABA - liegt nicht in der Verantwortung einer Frau allein. Der Schutz, die Förderung und die Unterstützung des Stillens ist eine kollektive gesellschaftliche Verantwortung, die von uns allen geteilt werden sollte. Und so sind auch politische Entscheidungsträger aufgefordert, sich mehr für eine stillfreundliche Umgebung einzusetzen, damit es Frauen leichter fällt,ihre Kinder, wann immer es nötig ist und an jedem Ort stillen zu können. hier

Die Tatsache, dass viele Frauen ihre Kinder nur kurz oder gar nicht stillen, ist also in erster Linie gesellschaftlich bedingt. In den meisten Fällen, in denen Frauen den Eindruck haben, nicht genug Milch bilden können, liegt das Problem am suboptimalen Stillmanagement im Krankenhaus oder zu Hause, zu wenig Unterstützung und zu wenig "Willen". Unter professioneller Anleitung kann die Milchbildung in aller Regel wieder in Gang gebracht und gesteigert werden. Gegen Schmerzen gibt es Mittel und gegen die meisten Stillprobleme auch. Etwa 4% aller Frauen können aufgrund von Krankheiten oder physischen Problemen nicht stillen. Diese sollten nicht beschämt sein, was nicht geht, das geht eben nicht. Doch einfach aufzugeben, weil es leichter erscheint und gesellschaftlich nicht so "problematisch" erscheint ist der zu leichte Weg. hier hier

Auch und gerade trotz Anfangsschwierigkeiten wird für viele Mütter und ihre Kinder das Stillen im Laufe der Monate zu einem liebevollen Ritual, das ruhige Kuscheleinheiten, Nähe und Geborgenheit für beide bedeutet. Ein Kind kann sein Saugbedürfnis im Kleinkindalter genauso wie im Babyalter an der Brust stillen. Was sich für ein eingespieltes Stillteam richtig anfühlt, das ist auch genau richtig. Mütterliche Intuition und die Zeichen des Kindes sind wunderbare Wegweiser. hier

Die WHO empfiehlt sechs Monate ausschließlich zu stillen und auf jeden Fall bis zum zweiten Geburtstag weiterzustillen. Danach nach Bedarf, solange Kind und Mutter damit zufrieden sind. Helft mit, dass alle anderen damit auch ihren Frieden machen und Mütter sich besser unterstützt fühlen!





Einen schönen Sonntag Euch!

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